Achtsamkeit in einer Fotogruppe üben

Um einer kommenden Krise begegnen zu können, braucht es Aufmerksamkeit - um nicht den viel zitierten Begriff Achtsamkeit zu nutzen. Trainingsprogramme dazu gibt es zur Genüge: Meditationen, PMR Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, und vieles mehr.

Als ich 2007 und 2011 in verschiedenen Kliniken solche Programme zur Förderung der Aufmerksamkeit erlernte, mußte ich schnell feststellen, dass nicht Alles für jeden geeignet ist. Zum Anderen benötigt man für solche Programme auch immer etwas Zeit zum Erlernen und später auch zum Ausführen. Mich macht PMR zum Beispiel wahnsinnig müde und ich kann mir nicht vorstellen, das tagsüber zu machen ohne anschließend gähnen zu müssen und schlafen zu wollen. Ich weiß, dass es anderen genauso geht.

Ein Gutes hatten die Programme dennoch: Ich lernte wieder neu auf mich und meinen Körper zu hören.

Als ich für meine Tätigkeit als Genesungsbegleiter nach Möglichkeiten suchte meinen Klienten Aufmerksamkeit zu vermitteln, gingen mir die oben genannten Gedanken durch den Kopf. Auch fiel mir ein, dass ein Kollege bereits eine Fotogruppe betrieb.

Oftmals gehen wir unsere Wege immer mit dem Blick auf das Ziel. Aber was ist, wenn es am Wegesrand etwas gibt, was mir gut tut und mir gar ein Lächeln ins Gesicht zaubert? Auch Menschen, die nur noch auf ihr Smartphone starren, verpassen diese so unscheinbar angesehenen Kleinigkeiten.

Gänseblümchen gibt es immer wieder. Jedes Jahr neu. Einige werden sicherlich so denken. Ich habe gelernt, dass es etwas "wunder"volles ist, nach einem kalten Winter das erste Gänseblümchen auf einer Wiese zu sehen. Und dann ist es für mich etwas Besonderes. Weil es auch ein Wunder der Natur ist.

Aufmerksamkeit beginnt genau damit, dass wir die Kleinigkeiten in und neben unserem Leben wieder wahr nehmen. Dazu dient auch die Fotogruppe.

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Dieser Stein lag in einem Waldstück, das wir mit der Fotogruppe durchquerten. Ohne die Sinne im Vorwege dafür bereit gemacht zu haben wären wir achtlos daran vorbei gegangen.

Grundvoraussetzungen: keine

Um meinen Klienten die Beteiligung an der Fotogruppe so leicht wie möglich zu machen, gab es nur geringe Beschränkungen und keine Ziele. Mitmachen konnte jeder, der ein Gerät hatte, mit dem man Fotos machen kann. Einigermaßen gut zu Fuß sollten die Leute auch sein. Und so begannen wir unsere Ausflüge in die Umgebung. Das hatte den positiven Effekt, dass wir die Umgebung um unser Begegnungszentrum herum besser kennen lernen konnten.

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In einem kleinen Waldstück, keine fünf Minuten Fußweg von unserem Begegnungszentrum entfernt fanden wir diese Blätter.

In der Fotogruppe habe ich Klienten aufblühen sehen, die verschlossen waren und sich mit ihrer Erkrankung mehr recht als schlecht abmühten. Manch eine Klientin hat erst entdeckt, wieviel Spaß fotografieren machen kann.

Als "Belohnung" für die Teilnahme sollte es am Ende des Jahres einen Kalender aus den selbst gemachten Bildern geben. Durch die Auflösung meines Vertrages konnte ich die Fotogruppe dort leider nicht weiterführen. Aber auch anderswo können sich gute Perspektiven ergeben. Andere Arbeitgeber zeigen bereits Interesse an einer solchen Fotogruppe.

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