Ungefähr 20% aller Menschen sind hochsensibel. Dies fand Dr. Elaine Aaron heraus.
1996 begann die Psychologin Dr. Elaine Aron den Themenkomplex Hochsensibilität zu untersuchen, für den sie heute als Pionierin gilt.
1987 wurde ihr von den Ärzten nach einer Operation, die sie emotional aufwühlte, eine psychologische Behandlung verordnet. Weil die Ärzte keine krankhaften Symtome diagnostizieren konnten, wurde sie schlicht als „hochsensibel“ beschrieben. Zusammen mit ihrem Ehemann Arthur Aron, der auch Psychologe ist, beschrieb sie zehn Jahre später das Konstrukt der Hochsensibilität anhand von Fallbeispielen.
Menschen, die hochsensibel sind, erleben unsere Umwelt intensiver als Menschen, die diese Charaktereigenschaft nicht haben. Hochsensible Personen „hören das Gras wachsen“. Ihnen kann jedoch auch der Lärm einer Großstadt schnell zu viel werden. Ihr Stresslevel steigt. Starke Gerüche, große Menschenmassen und chaotische Organisation können einen Menschen mit Hochsensibilität ebendo überfordern.
HSP’s (Hochsensible Personen / Highly sensitive Persons) sind meist sehr empathisch. Sie kommen in einen Raum und spüren die Athmosphäre, die in dem Raum herrscht. Sie können meist sehr genau bezeichnen, wer mit wem im Klintsch liegt, ohne davon vorher etwas mitbekommen zu haben. Oder sie spüren im Einzelgespräch, was das Gegenüber fühlt und meint.
„Es gab eine Zeit da spürte ich all diese Empfindungen sehr intensiv und konnte sie nicht einordnen. Ich wußte nicht, dass ich hochsensibel bin, geschweige denn, dass es das gibt. Erst als ich später von diesem Wesenszug erfuhr, konnte ich einen Umgang mit den besonderen Empfindungen finden.“
So wie es mir anfangs ging, so geht es vielen Menschen, die nicht wissen was da in Ihnen vorgeht. Sie wissen nicht dass sie hochsensibel sind. Diese „Unwissenheit“ kann sogar so weit gehen, dass Menschen eine psychische Erkrankung entwickeln, weil sie nie gelernt haben mit den Überforderungen umzugehen, die die Hochsensibilität mit sich bringen kann.
Wo kommt Hochsensibilität her?
Hochsensibilität ist nur in geringem Teil angeboren. Ganz oft führen Erlebnisse und Erfahrungen aus den ersten Lebensjahren oder gar aus der Schwangerschaft dazu, dass ein Mensch hochsensibel ist. Auch Traumata aus der Kindheit können dazu führen. Umso wichtiger ist es in meinen Augen, sich diese Traumata anzuschauen, zu verarbeiten und letztendliche Integration in das heutige Leben.
„Mein eigenes Trauma war und ist, dass ich meiner Mutter nie trauen konnte. Ich wußte nie, wie sie druaf ist und war stets aufmerksam. So habe ich eine Sensibilität dafür entwickelt, zu erspüren, was ein Menschen empfindet.“
Hochsensibilität und das Innere Kind
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass Hochsensibilität sehr stark mit dem inneren Kind zusammenhängen kann. Von daher ist eine Aueinandersetzen auch mit diesem Thema sinnvoll.
„Seither ich mich mit dem Thema befasst habe, weiß ich, dass bestimmte Glaubenssätze, die einige Hochsensible haben, aus der Kindheit stammen. Bei mir waren es Glaubenssätze wie „ich bin nicht gut genug“ oder „ich muss alles alleine durchstehen“. Mit meiner Psychotherapie konnte ich das auflösen, so dass diese Sätze mich nicht mehr so sehr beeinflussen.“
Was mir geholfen hat, mit meiner Charaktereigenschaft der Hochsensibilität besser klar zu kommen, war neben Informationen das Resilienz-Training. 2016 sah ich zum ersten Mal ein paar kurze Beiträge zum Thema Resilienz auf Youtube und war sofort von dem Thema begeistert. Die sieben Säulen der Resilienz waren für mich greifbar und waren für mich klar. Allerdings fragte ich mich danach noch lange, wie man die Resilienz trainieren könne. 2020 fand ich schließlich die Resilienz-Trainings der Erfahrungsexpert*innen. Und absolvierte im selben Jahr die Trainer-Ausbildung. Seither habe ich das Zertifikat als Resilienztrainer und habe bereits einige Kurse abgehalten. Mein persönliches Highlight ist ein Resilienztraining, dass wir Trainer der Erfahrungsexpert*innen für die Deutsche Depressionsliga geben durften.
Bei all den Trainings, die ich bis jetzt geben durfte, fanden sich auch stets sehr empathische Menschen. Im Fall der Gruppe, die ich dür die Deutsche Depressionsliga mit anleiten durfte, sind zum Beispiel zwei Menschen, die sich gerade mit ihrer Hochsensibilität auseinandersetzen. Für beide ist das völlig neu und sie erleben das, was ich und einige andere Menschen bereits erfahren durften: viele Verhaltensweisen, viel Stress und auch einige Empfindungen sind plötzlich erklärbar.
Hochsensibilität hat jedoch nicht nur Schattenseiten. Es finden sich auch sehr schöne Seiten an dem Wesenzug. Da Menschen mit Hochsensibilität alles stärker empfinden, können sie auch eher an einem Anblick in der Natur verharren und ihn lange Zeit genießen. Hochsensible Personen sind oft sehr kreativ. Durch ihre Fähigkeit Geschehnisse voraus zu ahnen und weiter zu denken, sind sie gute Führungskräfte. Ihre Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, trägt mit dazu bei.
„Ich bin sehr gerne in der Natur und kann im Vergleich zu Anderen Kleinigkeiten am Wegesrand wahrnehmen und ihre Schönheit erkennen. Für mich sind Spaziergänge daher eine sehr gute Möglichkeit zur Entspannung und für das Genießen.“