and it will be my last
music of the future
and music of the past
to live without my music
would be impossible to do
cause in this world of troubles
my music pulls me through
Musik war meine erste Liebe. Was John Miles da 1976 auf dem Album "Rebel" sang, war mal mein Lebensmotto. Ich habe Musik wirklich geliebt. Vor dem Radio zu stehen und mich zur Musik zu bewegen und gar mitzusingen war für mich das Höchste der Welt. Da ging es mir gut. Und für mich war und ist es auch heute noch so, dass die Musik mich durch alle meine depressiven Phasen gebracht hat.
Angefangen hat es Ende der Sechziger mit den Beatles und der deutschen Hitparade. Udo Jürgens, Gitte Haenning, und andere lagen ständig auf dem Plattenteller. Ich durfte keine Sendung von Ilja Richters Disco verpassen. Da musste ich fernsehen. Sweet, Queen, Suzi Quatro oder ABBA waren nun meine ständigen Begleiter. Meine erste Schallplatte hielt ich bereits 1968 in den Händen. Es war die Single "Ich wünsch' mir ne kleine Mietzekatze" von Wum alias Loriot. Die zweite war schon eine LP (Langspielplatte) von den Les Humphries Singers. Darauf unter Anderem "Mama Lou". Diese fröhliche Musik war ein Lebensgefühl nicht nur einfach Musik. Diese beiden Platten sollten mir über den Verlust meiner Großmutter hinweghelfen, was sie auch ganz leidlich hinbekommen haben. Dennoch konnten sie das Abrutschen in eine depressive Phase nicht verhindern - nur abmildern. Was ich gebraucht hätte, wäre eine Umarmung meiner Mutter oder eine wirkliche Trauerphase. Beides gab es ncht.
1970 hörte ich im Radio, dass sich die Beatles getrennt hätten. Ich begann - nicht deswegen - die Schule zu schwänzen, machte meine allerersten Ausflüge in Richtung Beziehungen. Meine erste Freundin war einiges älter als ich. Im Prinzip war sie ein Ersatz für meine Mutter, die mich zuhause allein gelassen hatte. Meine Freundin war da für mich. Sie nahm mich in den Arm. Irgendwann kam meine Mutter dahinter und sie verbot mir den Kontakt. Ich müsse zur Schule gehen.
Ich bekam letztendlich sogar eine Empfehlung für das Gymnasium. Dazu mußte ich jeden Tag mit dem Bus in die nächste Kleinstadt. Nur ein Jahr später schon verließ ich diese Schule wieder. Wir zogen um nach Hannover. Zwischen 1970 und 1973 wohnten wir in einem Zweifamilienhaus bei einer alleinerziehenden Mutter mit ihren beiden Töchtern. Mit der älteren unterhielt ich mich abends noch durch die Zimmerdecke hindurch. Ich hatte mir kleine Schreibhefte geholt und schrieb jedes Lied mit Interpret auf, das ich im Radio hörte. Jede Sendung der Hitparade im ZDF durfte ich sehen. Und eben auch Disco.
Mit dem Umzug 1973 nach Hannover steigerte sich das Interesse für Musik nochmals. Nahezu jeden Tag hörte ich Hitparaden oder andere Musiksendungen. Meine Schallplattensammlung wuchs. Das Taschengeld wanderte da hinein - und in Zigaretten. In der Zeit hatte ich einen Freund, der genauso Musikverrückt war wie ich. Zusammen standen wir vor der Stereoanlage und sangen zu den Liedern mit. In der Hand Gitarren aus Pappe. Luftgitarre war uns zu wenig. Die Schule konnte warten. Die Quittung kam dann auch mit dem ersten Mal sitzenbleiben.
Das war die Zeit, in der ich nach ein paar Takten sagen konnte, welches Lied da kommt, wer der Interpret ist und auf welcher Schallplatte das Lied ist. Oft auch noch mit der Position auf A oder B-Seite. Völlig verrückt!
Irgendwie war das trotzdem 'ne geile Zeit. Ich hab' es sehr genossen. Auf der anderen Seite hat das Verhalten meiner Mutter mich immer mehr in die Musik flüchten lassen. Mein großer Traum damals: Sänger in einer Band zu sein. Ich konnte auf Grund meiner Stimmlage perfekt die Beachboys nachmachen, aber auch Willy Brandt oder Wum. Meine Freundin in den Jahren '73 bis '76 hieß Barbara (Wenn Du das liest, dann melde Dich mal). Ihr habe ich immer wieder Barbara-Ann vorgesungen. Sie war hin und weg.
Ab 1976 kamen die harten Jahre. Mit meiner Mutter und ihrem zweiten Mann hatte ich immer öfter Stress. Zum Abbauen des Stresses gab's dann eher Hardrock auf die Ohren. AC/DC und Kiss waren da bevorzugt. Und wie das so sein muss: solche Musik kannst Du nur laut hören. Also entweder Stereoanlage voll aufgedreht oder über Kopfhörer. Ich kann mich sehr gut an die Szene erinnern. Auf dem Geburtstag meiner Mutter waren die Verwandten meines Stiefvaters anwesend. Man hatte aber nichts besseres zu tun als mich durch den Kakao zu ziehen. Irgendwie hatte ich immer was, über das man sich lustig machen konnte. Dabei wollte ich nur ernst genommen werden. Schließlich trieb mich diese Schadenfreude der Anderen auf mein Zimmer, wo ich AC/DC auflegte bzw. aufdrehte und lauthals dazu sang.
1982 machte ich den Führerschein und konnte dann im Auto Musik hören. Jump war mein Lieblingslied wie überhaupt das Album 1984 aus 1983. Das ist auch eins der Lieder, die sich hervorragend zum Crusen mit offenem Fenster und aufgedrehter Stereoanlage eignen. Auch hier war ich von einem Freund beeinflusst, der mir die Scheibe erst empfohlen hatte. Danke, Robert. In der Zeit hörte ich aber auch immer noch Queen. Ich hatte nicht umsonst alle Alben der Band und fuhr sogar zu einem Konzert in Kassel. Naja. Auf Grund der Hallengröße war die Lightshow, für die die Band legendär war, echt etwas mickrig. Aber es war dennoch gut. Das war übrigens mein erstes Konzert, das ich besuchte. The Works war auch ein hervorragendes Album. Und Freddy sowieso.
Als ich 1985 auszog erstarb meine Liebe zur Musik etwas. Ich hörte eher ruhigere Musik. Von Hard-Rock hin zu christlicher Musik. Arno und Andreas, Jürgen Werth, Gruppe Band 153 statt AC/DC oder Kiss. Überhaupt hat mir diese Art des Glaubens vieles von meiner Lebensfreude genommen. Ausprobieren funktioniert als junger Mensch nun mal nicht, wenn man sich an Regeln und Gesetze halten muss.
Anpassungsfähig, wie ich nun mal bin, habe ich auch das gemeistert. Mit der Band Petra und Michael W. Smith hatte ich auch guten Ersatz. Aber leider bietet diese Musikszene nicht so viel Auswahl, wie die Andere.
Eine Zeit lang habe ich meine Liebe zur Musik auch mit meiner Frau teilen können. Aber alleine hören, wenn man mal seine Ruhe haben will, ist da halt nicht möglich. Dennoch waren wir zusammen auf zahlreichen Konzerten von Pur, Phil Collins, Queen, Peter Maffay, Genesis oder Foreigner. Höhepunkte für mich waren das letzte Konzert von Phil Collins in Deutschland in Düsseldorf und das letzte Konzert von Genesis in Deutschland in Hamburg als Open Air.
Seit 2007 ist das Musikfieber eingedämmt. Ich höre immer noch gerne Musik. Aber nicht mehr laut, sondern bewußt. Und manche Songtexte kann ich immer noch auwendig. Ebenso kann ich immer noch nach wenigen Takten Titel und Interpret sagen. Was man mal verinnerlicht hat, das verlernt man nicht mehr. Aufgelebt ist besonders Letzteres bei der Fernsehserie "Cold Case", in der immer wieder Lieder zur Zeit der Fälle eingespielt wurden.
Mit meiner Kollegin Gudrun moderierte ich für kurze Zeit ein Online-Format, in dem die Teilnehmenden sich über Musik austauschen. Dieses Format hat meine Liebe zur Musik neu entfacht. Angepasst an mein Alter höre ich heute etwas leiser und weniger Musik.
Auch heute noch hilft mir die Musik durch schwere Phasen hindurch. Music was my first love and it will be my last.