Manchmal mutet uns das Leben zu, Dinge zu tragen, für die wir keine Taschen haben. Dieser Spruch befindet sich auf meinem Lieblingsbeutel aus Stoff. Viele Monate ging es mir in Bezug auf meine Psyche richtig gut. Auch körperlich schien es wenigstens stabil zu sein. Doch im Verborgenen geschah etwas, was vieles in meinem Leben in Frage gestellt hat.
Seit Herbst 2022 mache ich vorwiegend Resilienz-Trainings und begleite dadurch Menschen auf ihrem Weg über zehn Wochen. Auch mir gibt das unwahrscheinlich viel zurück. Mein RAMSES-Training als Erfahrungsexperte für die Deutsche Depressionsliga hat mir sehr viel Freude bereitet und auch hier neue Erkenntnisse gebracht. Dazu gibt es neue Kontakte, die sich richtig gut in mein Leben einbinden.
Seit 2020 bin ich engagiertes Mitglied bei der Deutschen Depressionsliga und habe mich auch bereits für die Wahlen als Beisitzer im Vorstand aufstellen lassen. Als dieses Jahr vom Vorstand die Anfrage kam, ob ich das erneut möchte, habe ich nicht lange gezögert und sofort zugesagt. Zudem wurde ich angefragt einen Workshop auf der Mitgliederversammlung zu gestalten.
Im Oktober 2022 fand hier in Ahrensburg eine Ehrenamtsmesse statt, auf der ich darauf Aufmerksam wurde, dass die AWO hier in Ahrensburg in ihrem Begegegnungshaus Peter-Rantzau-Haus Kurse anbietet. Auch für EDV. Lange hatte ich überlegt, ob ich da was anbieten möchte und habe schließlich im Sommer 2023 einfach mal Kontakt aufgenommen. Was soll ich sagen: man wollte und will auch noch auch meine Expertise als Resilienz-Trainer.
Alles schöne Ereignisse, die mir nicht nur viel Anerkennung und Bestätigung geben, sondern auch die Möglichkeit Anderen etwas zurück zu geben.
Doch wie sagte John Lennon bereits:
In meinem Körper hat sich eine Aktion aufgebaut, die mich dazu zwingt, all das in Frage zu stellen. Entweder ist es eine Autoimmunreaktion oder das Neben-Ergebnis eines Medikamentes: Mein Blut zerstört die eigenen Thrombozyten.
Jeder Mensch hat im Blut diese Thrombozyten, die das Blut dickflüssig machen. Zu viele davon können für Arterienverschlüsse sorgen und somit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Zu wenige davon lassen das Blut durch die dünnen Wände der Venen und Arterien treten. Das zeigt sich dann an Blut im Urin, Hämatomen auf der Haut oder als auch als kraftloses Gefühl. Im Ernstfall kann es zu einer Hirnblutung kommen. In einem gesunden Menschen sind das mehr als 150.000 Thrombozyten. Bei mir waren es bei Diagnose in der Notaufnahme nur noch 7000. Unter 20.000 gilt als gefährlich für das Leben.
Während meines Urlaubes im Baden Württemberg hatte ich plötzlich einen Beinahe-Zusammenbruch. Mir war schlecht und ich seither bin ich relativ unsicher auf den Beinen. Am ganzen Körper habe ich blaue Flecken und bin durch das Cortison auch noch angeschlagen. Ich benötige gerade viel Ruhe. Und doch fühle ich in mir eine große Unruhe und ich möchte so vieles erledigen. Am 13. September begab ich mich in die Notaufnahme einer Klinik in Bietigheim. Drei Tage lag ich auf der Station für Hämatologie (alles was mit Blut zu tun hat) und Onkologie (Krebsstation).
In Frage gestellt.
Woher kommt dann die die Überschrift? Das Ganze hat mich so von den Beinen gerissen, dass es auch meine Psyche angreift. Von dem Mann, der froh und fröhlich seinen Weg geht, ist momentan nicht mehr viel übrig. Fragen tauchen auf. Fragen wie:
- Soll ich mich weiterhin für die Vorstandswahlen der Depressionsliga aufstellen lassen?
- Kann ich den Anforderungen an die EDV-Kurse im Peter-Rantzau-Haus überhaupt noch nachkommen?
- Sind Resilienz-Trainings auch weiterhin möglich?
Klar bin ich ärztlich gerade gut versorgt. Meine beiden Ärztinnen (Hausärztin und Hämatologin) sind echt spitze und stehen mir auch psychisch zur Seite. Um meinen Körper wird sich gekümmert. Leider musste ich aber auch erleben, dass gerade in einem Krankenhaus und besonders auf einer Hämatologisch-/Onkologischen Station überhaupt nicht auf die Psyche eingegangen wird. Wenn das Leben einen Menschen von den Beinen holt, dann MUSS die Psyche mit berücksichtigt werden. Empathielose Ärzte, die stur ihre Arbeit machen nach der Diagnose machen, sind sowas von out. Ich bin ein eigenverantwortlich und selbstbestimmter Mensch. Als solcher möchte ich auch von Klinikärzten in die Behandlung mit einbezogen werden.
Leider war das Gegenteil der Fall. Ich sollte im Krankenhaus bleiben und dort weiter behandelt werden. Mir wurden Therapien aufgedrückt und Medikamente gegeben ohne das mit mir zu besprechen. Warum das alles? Was hilft wirklich? Auf diese Fragen gabe es in der Klinik keine Antworten. Mit meiner Hämato-/Onkologin bin ich da viel besser dran. Sie bespricht mit mir, was mir hilft und was ich selbst tun kann. Hier werde ich einbezogen und kann selbst agieren.
Im Moment hoffe ich, dass ich bis Ende Oktober wieder sowei fit bin um an der Mitgliederversamlung der Deutschen Depressionsliga teilnehmen zu können. Ich möchte die Menschen aus dem Vorstand und die Menschen aus meinem RAMSES-Training treffen. Bis dahin muss ich wohl oder übel auf Einiges verzichten, was ich sonst noch gerne so nebenbei gemacht hätte.