Hochsensibel und Weihnachten

Wir haben fast den zweiten Advent. Weihnachten naht mit großen Schritten. In den Städten herrscht wieder Hektik wie eh und je um diese Zeit. Geschenke müssen besorgt werden und dann ist da natürlich die Feier mit der "lieben Familie".
 
Ich kann mich nur an zwei Weihnachten mit positiven Gefühlen erinnern. 1968 oder 69 habe ich von meiner Mutter eine Märklin-Eisenbahn geschenkt bekommen. Ich habe lange mit ihr gespielt, auch wenn der Zug immer nur in den beiden ineinander verschlungenen Kreisen gefahren ist. Meine ersten Lokomotiven stehen in einem Regal in Schauvitrinen. Den Rest habe ich vor einigen Jahren verkauft oder entsorgt. Die Platte, die meine Mutter mir damals geschenkt hatte ist bei einem Hochwasser "untergegangen".
 
Ein zweites Weihnachten mit schönen Erinnerungen spielte in Liebenstein. Die gute Stube, die nur zu besonderen Anlässen oder wenn Besuch da war genutzt wurde, wurde auch für Weihnachten geschmückt und genutzt. Ich erinnere mich an den Filzboden, die große Tanne in der Ecke und daran, dass ich mich dort eines der wenigen Male wirklich angenommen und geliebt gefühlt habe.
 
Die Weihnachten davor sind wie ausgelöscht. Danach war Weihnachten stets für mich eine einzige Heuchelei. An Weihnachten - dem Fest der Liebe - musste immer alles Harmonisch sein. Das ganze Jahr gab es Streit, Abwertung und zur Not auch mal eine Backpfeife. Aber an Weihnachten: "Ach wie haben wir uns lieb." Schon damals habe ich diesen Widerspruch gespürt.
 
Einmal habe ich mir Weihnachten etwas vorgezogen und dort gefeiert, wo ich es wollte: ich war auf den Weihnachtsmärkten in Stockholm/Schweden, von wo auch das Titelbild dieses Beitrages stammt.
 
Erst seit drei Jahren weiß ich, dass ich Hochsensibel bin. Und erst seit ich das weiß, weiß ich auch, dass ich die Schwingungen damals schon gespürt habe und mich deshalb immer merkwürdig fühlte.
 
Hochsensible Menschen spüren, wenn etwas vorgespielt wird, das nicht so ist, wie es scheint. Sie spüren unterschwellige Dissonanzen und überdeckte Konflikte genau. Genauso wie ich spüre welche Dynamik in einer Gruppe herrscht, die aber nicht offen kommuniziert wird. Ich spüre sehr genau die Atmosphäre in einem Raum. Ich spüre, wenn jemand Angst hat oder unsicher ist.
 
Gerade zu Weihnachten wird viel "vorgespielt". Und gerade zu Weihnachten sind die Städte voller als sonst und auch lauter als sonst. Überall dröhnen die Weihnachtslieder aus den Lautsprechern. Auf den Weihnachtsmärkten sind überall Menschen. Überall sind andere Gerüche.
 
Was andere Menschen als schön erachten und sogar genießen können wird für hochsensible Menschen ein Stress ohne Ende. So viele Eindrücke, so viele Reize für das Nervensystem führen bei HSPs schnell zu einer Reizüberflutung. Meist halten es hochsensible Personen nicht sehr lange auf einem Weihnachtsmarkt aus.
 
Ich erinnere mich gerade an den Weihnachtsmarkt in Wernigerode. Dort war ich mit den Lübecker Eisenbahnfreunden hingefahren und habe mich irgendwann abgeseilt und bin in den Seitenstraßen gelaufen, wo nicht so viele Menschen waren. Irgendwie habe ich es richtig gemacht ohne zu wissen, dass ich diese besondere Gabe habe.
 
Was ich früher für Platzangst gehalten habe ist "nur" eine Reizüberflutung für einen hochsensiblen Menschen wie mich. Volle Gassen und volle Shopping-Malls rufen auch heute noch dieses Gefühl in mir hervor.
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