Wir werden von kleinen aber fiesen Sätzen beeinflusst, deren Herkunft in unserer eigenen Vergangenheit liegt. Diese fiesen Sätze - Glaubenssätze genannt - stammen aber aus uns selbst.
In den vergangenen zwei Jahren stellte ich immer wieder fest, wie viel bei mir selbst mit diesen Glaubenssätzen zusammenhängt. Glaubenssätze stammen aus unserer Kindheit. Und nicht unsere Eltern haben sie uns immer wieder gesagt, so dass wir sie glauben mussten. Das ist ein Irrtum, dem noch einige Menschen anhängen. Glaubenssätze entstehen aus Geschehnissen, die wir in unserer Kindheit erlebt haben. Wenn unsere Bezugsperson nicht für uns da sein konnte, weil sie arbeiten ging, dann haben wir als Kind nicht gedacht "Mama (oder Papa) ist arbeiten, damit wir was zu Essen haben" sondern wir dachten "Sie verläßt sich mich immer wieder. Ich bin es nicht wert". So denken Kinder einfach. Sie beziehen alles auf sich und denken sie seien falsch. Und da wir selbst auch mal Kinder waren, haben auch wir mal so gedacht. Das habne wir so verinnerlicht, dass wir heute noch daran glauben, dass diese Sätze wahr sind. Daher kommt die Bezeichnung Glaubenssätze.
Es gibt so viele Glaubenssätze. Hier nur ein paar wenige Beispiele:
Ich bin nicht gut genug.
Ich bin falsch.
Ich muss es allen recht machen.
Ich darf keinen Fehler machen.
Ich muss stark sein.
Ich werde doch sowieso verlassen.
Und noch viele mehr. An dieser Stelle kann ich nicht alle aufzählen. Wichtig sind die Auswirkungen, die uns auch im Erwachsenenalter noch beeinflussen. Wer immer wieder allein gelassen wurde, entwickelt nicht nur eine Verlustangst, sondern denkt zuerst einmal "ich bin es nicht wert, dass man bei mir bleibt". Diese Glaubenssätze wirken so gelesen erst einmal nicht so, als ob sie verheerende auswirkungen hätten. Wer aber stets so negativ an etwas herangeht, der wird auch keinen positiven Ausgang erwarten. Im Gegenteil: derjenige geht vermutlich verspannt und voller Erwartungen an den Anderen in eine neue Begegnung. Das überfordert das Gegenüber.
Leider stelle ich auch im alltäglichen Leben mit anderen Menschen fest, dass auch sie von ihren jeweils eigenen Glaubenssätzen geprägt sind. Da ist die junge Frau, die den Satz "Ich muss stark sein" so verinnerlicht hat, dass sie heute Bodybuilderin ist. Da ist die der Kollege, der mit dem Satz "Ich bin nicht gut genug" so stark zu kämpfen hat, dass er nicht Neues angeht oder keine neuen Beziehungen eingeht.
Meine ganz eigenen Glaubenssätze sind "Ich bin nicht gut genug", "Ich werde doch eh verlassen" und "Ich darf keine Fehler machen". Sie liegen im Verhalten meiner Mutter begründet oder hängen mit frühen Verlusten zusammen. Die Beschäftigung mit dem Kind in mir, das ich einmal war, hat mir geholfen meine Glaubenssätze aufzulösen und das Verhalten meiner Mutter an sie zurück zu geben. Es war ihr eigenes Verhalten, das nichts mit mir zu tun hatte. Sie konnte einfach nicht anders handeln. auch weil sie es nicht anders gelernt hat. Die frühen Verluste in meinem Leben kann ich mittlerweile akzeptieren. Ob ich deshalb aufgehör habe zu klammern, falls mich mal wieder jemand alleine lassen sollte, weiß ich heute noch nicht.
Ich habe mir dazu professionelle Hilfe geholt. Das Buch von Stefanie Stahl "Das Kind in Dir muss Heimat finden" hat mir die Glaubenssätze näher gebracht. Verarbeiten und auflösen konnte ich sie nur mit Hilfe, über die ich sehr froh bin. Ohne die Glaubenssätze bin ich heute freier und weniger belastet.