Der Tatort-Kommissar und ich

Horst Schimanski: bei vielen klingelt da was im Zusammenhang mit der Bezeichnung Tatort-Kommissar.  Den etwas draufgängerischen Kriminalkommissar aus der Tatort-Reihe kennen viele in meinem Alter. Horst Schimanski wurde großartig von Götz George dargestellt. Unvergessen sind seine Harte Schale und sein weicher Kern. Aber auch sein Freund und Kollege Tanner, gespielt von Eberhardt Feig.

Was hat nun aber Schimanski mit mir zu tun? Von Beginn war ich von der Figur des Horst Schimanski begeistert. Schimanski war draufgängerisch, er lehnte sich gegen alte Konventionen auf und war doch innerlich ein Mann mit der großen Sehnsucht nach einer Frau, die zu ihm hält und ihn mit ihrer Zärtlichkeit einfach umhaut. Außer dass ich mich auch gegen veraltete Konventionen auflehnte und eine Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit in mir trug, war ich so ganz anders als Horst Schimanski. Ich wollte aber auch so furchtlos wie er sein. Wie bei Schimmi hat es auch bei mir kaum eine Frau geschafft wirklich zu mir durchzudringen.

Alle Tatort-Folgen mit Götz George und Eberhardt Feig habe ich bei Erstausstrahlung gesehen. Auch als es nicht mehr unter der Schirmherrschaft des Tatort lief, blieb ich der Serie Schimanski treu. Immer noch spielte Götz George den Draufgänger und jetzt EX-Kommissar Schimanski. Erst drei Jahre vor seinem Tod hörte Götz George auf diese Rolle zu spielen. Zu anstrengend und er wolle etwas seriöseres spielen, so lautete seine Ankündigung.

 

Vielen bekannt sind sicherlich auch die Musiktitel zu den Filmen. In dem Kino-Film „Zahn um Zahn“ tauchte als Titelmelodie ein Lied mit dem Namen „Faust auf Faust“ gespielt von der Klaus Lage Band auf. Der Text hat mich so berührt, obwohl er doch nur das wiedergab was Schimanski ausmachte.

 

Fang du jetzt bloß nicht an zu weinen

Du spielst doch sonst den harten Mann

Mischst dich in alles ewig ein -
Bist wieder mal selbst schuld daran

Wie damals hinter''m Kohlenschacht
Der heut'' wie''n off''nes Grab stilliegt
Für wen hast du in dieser Nacht
Als Held die Fresse vollgekriegt?

Triffst heut'' noch oft von damals die
Längst reif und rund und elegant -
Doch du kriegst jetzt noch weiche Knie
Bei einer zarten Hand

Hart trainiert seit diesen Tagen
Bist du heut'' auf alle Fälle -
Doch paß auf, auch Panzerwagen
Haben eine weiche Stelle

Faust auf Faust - hart, ganz hart
Alles das kannst du verdau''n
Doch gib zu, zart, ganz zart
Hat ihre Hand dich umgehau''n
Und das ist hart für Schimi -
Dein ganz privater Krimi

Sie will wie du auch zuviel wissen
Auch ihr ist keine Spur zu heiß
Hinter Kohlenpottkulissen
Wäscht Kohle manche Weste weiß
Und die Kohle fällt nach oben
An solchen Herr''n hat sich allein
Schon mancher einen Bruch gehoben
Doch ihr beide ward schon zwei

Faust auf Faust - hart, ganz hart
Alles das kannst du verdau''n
Doch gib zu, zart, ganz zart
Hat ihre Hand dich umgehau''n
Und das ist hart für Schimi -
Dein ganz privater Krimi

Mit ihr warst du in bösen Lagen
Auf einer Spur ''ne Spur zu nah
Ihr frecher Mund mit Widerhaken
Traf dich in''s Herz in der Gefahr

Faust auf Faust - hart, ganz hart
Alles das kannst du verdau''n
Doch gib zu, zart, ganz zart
Hat ihre Hand dich umgehau''n
Und das ist hart für Schimi -
Dein ganz privater Krimi

Faust auf Faust - hart, ganz hart
Alles das kannst du verdau''n
Doch gib zu, zart, ganz zart
Hat ihre Hand dich umgehau''n
Und das ist hart für Schimi -
Dein ganz privater Krimi

Songtext von de Seite https://www.songtexte.com/

Als ich dann von 1990 bis 92 in Mainaschaff als EDV-Kaufmann meine erste Stelle in diesem Beruf inne hatte, gab es dort auch eine junge Frau, die mir wohl gesonnen war. Sie fand meinen Nachnamen zu schwierig auszusprechen und so gab sie mir den Spitznamen „Schimanski“. 1991 lief nach zehn Jahren am 29. Dezember die letzte Folge eines Tatort mit Götz George in der Hauptrolle. Seitdem begleitet mich diese künstliche Figur, die mir so ähnlich ist. Auch ich wurde irgendwann hart – von außen. Ich habe mir, wie es mir ein väterlicher Freund empfahl – eine dicke Haut zugelegt. Nur war die nicht mehr dick, sondern fast schon aus Stahl. Aber ich habe mir immer gewünscht, dass mich eine Frau durch ihre Liebe umhaut. Denn innerlich war ich immer weich. Bis ich das zulassen und damit auch nach außen tragen konnte, mußte ich erst erleben wie gut eine weiche Seele bei den Frauen ankommt. Die erste Reha in Bad Segeberg war dafür die geeignete Bühne. Als ich meine Stahlhaut aufbaute, mußte ich mich vor Verletzungen schützen. Heute kann ich zeigen, dass ich zerbrechlich bin. Ich habe kaum jemanden in meiner Nähe, der meine Verletzlichkeit ausnutzt um mir zu schaden. Es gibt Menschen, die es dennoch schaffen, dann aber meist unbewußt. Wie zuletzt wohl auch bei den beiden Kündigungen geschehen.

Das alles kam vor einigen Tagen wieder hoch, nachdem ein Facebook-Freund eben dieses Lied „Faust auf Faust“ von der Klaus Lage Band gepostet hatte.

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